- Murcia
- Murcia['murθia],1) Hauptstadt der gleichnamigen Region in Südostspanien, 43 m über dem Meeresspiegel, am Segura, inmitten einer großen, dicht besiedelten Vega (Obstbäume, Frühgemüse), 349 000 Einwohner; katholischer Bischofssitz, Universität (1915 gegründet); Museen; Nahrungsmittel-, Konserven-, Textil- (besonders Seidenverarbeitung), Leder-, Möbel-, Papier-, chemische (Kunststoffe, Gummi, Pestizide), Keramik- und Mühlenindustrie; Handel mit Agrarprodukten; Fremdenverkehr; Straßen- und Eisenbahnknotenpunkt, Flughäfen Alcantarilla (10 km westlich) und San Javier (45 km südöstlich).Von der mächtigen Stadtmauer (98 Türme und 17 große Tore) aus maurischer Zeit sind nur Reste erhalten. In der winkligen Altstadt liegen die Kathedrale Santa María (1368-1462 über der ehemaligen Hauptmoschee im gotischen Stil errichtet, 1737-92 barockisiert, vorgesetzte Hauptfassade mit Zentralnische von 1737-54) mit 95 m hohem Glockenturm und gotischem Kreuzgang (15. Jahrhundert; Museum), ferner die Capilla de Santiago (13. Jahrhundert), das Kloster Santa Clara (aus ehemaliger mozarabischer Kirche erbaut), Reste der 1936 zerstörten arabischen Bäder sowie mehrere Kirchen des 16.-18. Jahrhunderts Casino (1852; neomaurisch und neopompejanisch Patios); archäologisches Museum (iberische, punische, römische, westgotische, arabische Funde); Museo Provincial de Bellas Artes (1910 erbaut); in der Ermita de Jesús (1777-92) Salzillo-Museum (u. a. Passionsfiguren und Krippe »El Belén« mit 1 500 Figuren); Museo Internacional del Traje Folklórico (Volkstrachten); Museo de la Muralla Árabe (arabische Befestigungen, Grabfunde). Die barocke Plaza Cardenal Belluga bekam einen herausragenden modernen Akzent durch die zwischen 1993 und 1999 realisierte Rathauserweiterung von R. Moneo. - 5 km nördlich liegt Monteagudo, ein steiler Felsen mit arabischen Befestigungsanlagen (11. Jahrhundert, über römischen Vorgängerbauten), überragt von einer 15 m hohen Christusstatue (»El Corazón de Jesús«); am Bergfuß die 1924-25 freigelegten Reste des »Castillejo«, eines almoravidischen Palastes (1147-71), der Vorbild für den Löwenhofkomplex der Alhambra war.Murcia wurde am 21. 4. 831 von Emir Abd ar-Rahman II. als Distriktshauptstadt Medina Mursija nahe einer ehemaligen Römersiedlung gegründet und mit einer großen Vega versehen; in der Kalifenzeit starker Aufschwung (v. a. Seidenproduktion); war 1016-91 Taifahauptstadt, 1224-43 Hauptstadt des selbstständigen maurischen Königreichs Murcia und wurde 1243 von Ferdinand III. von Kastilien erobert. Im Spanischen Erbfolgekrieg widerstand Murcia den Österreichern unter dem späteren Kaiser Karl VI.; 1810 wurde es von den Franzosen besetzt. Im Spanischen Bürgerkrieg zerstörten die Republikaner viele Kirchen und historische Bauwerke, die nur zum Teil wieder aufgebaut wurden.2) Region in Südostspanien, 11 317 km2, 1,15 Mio. Einwohner; erstreckt sich von der Mittelmeerküste (Costa Cálida, Mar Menor) nach Nordwesten in die Betische Kordillere, hat semiarides Mittelmeerklima (weitgehend unter 300 mm Jahresniederschläge) mit hohen Temperaturen (Sommermaxima 42-43 ºC) und mediterraner Steppen- und Buschvegetation. Angebaut werden Gerste und (mit Bewässerung) Baumwolle, außerdem Weinbau und Ölbaumkulturen, in den Vegas von Murcia, Alhama de Murcia, Totana und Lorca Obst- und Gemüsebau sowie Dattelpalmkulturen; an den Kanalsystemen des Taibilla und Tajo-Segura wurden Bewässerungsflächen erschlossen. In Küstennähe werden Blei-, Zink-, Silber-, Kupfer- und Eisenerze abgebaut (Verarbeitung und Export in Cartagena). Industriezentren sind Murcia, Cartagena, Lorca, Yecla, Molina de Segura und Alhama de Murcia.
Universal-Lexikon. 2012.